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09.06. Anreise Umag
Wir haben kurzerhand beschlossen, dass wir uns vor einigen stressigen Wochen Zuhause noch ein paar Meertage gönnen. Also fahren wir kurz nach 18h los und waren bereits um 22.30h da – perfekt. Noch das Wichtigste mit an Bord genommen, sehr gespannt waren wir, ob unsere neueste Errungenschaft, eine Kühl-Gefrierbox, durch die Tür unserer Speicherkabine passt (wir haben zwar den Platz wo sie stehen soll ausgemessen, aber nicht an die sehr schmale Tür zur Koje gedacht). Ausserdem war spannend wie gut sie dann wirklich funktioniert an Bord, der Test Zuhause im Wohnzimmer war ja nicht wirklich aussagekräftig. Mit unserem neuen Batterie/Solarstrom-Setup können wir uns jetzt solche Spielereien erlauben. Alles klappte wunderbar, sie funktioniert auf den ersten Eindruck sehr gut – wir sind sehr happy darüber, weil es uns ein gutes Stück Unabhängigkeit und auch Komfort bringt, wenn wir Lebensmittel einfrieren können und sogar Eiswürfel und Eiscreme an Bord haben können.
Dieses Mal haben wir auch noch eine neue manuelle Espresso-Maschine dabei, die Peter im Netz ausfindig gemacht hat, eine Hand-Kaffeemühle und einen Akku-Vakuumierer, um Lebensmittel länger haltbar zu machen. Wie man sieht, sind wir an Bord jetzt schon in der Optimierungsphase, macht richtig Spaß, das Bordgepäck den Ansprüchen und dem Platzbedarf anzupassen.
Ernestine hat auch nochmal unsere Regenabdeckung zwischen Bimini und Sprayhood adaptiert, da waren noch ein paar kleine Verbesserungen nötig, und wir können es gar nicht glauben, bis auf eine kleine Ecke und (noch fehlende) Fenster passt sie jetzt perfekt.
10.06. Umag – Banjole
Heute schnell noch ein paar Dinge erledigt, Lebensmittel haben wir schon zuhause eingekauft, Peter musste noch den Stecker für unsere Gefrierbox einbauen (abends zum Test war’s nur provsorisch angeschlossen) und um 12h ging es los. Windvorhersage war sehr widersprüchlich und zum Teil heftig, die verschiedenen Apps hatten sehr verschiedene Prognosen und so waren wir vor Bura mit Böen bis 40kn gewarnt. Vor Umag war aber erstmal fast gar kein Wind und der Himmel wolkenverhangen. Unser Plan war, sow weit wie möglich die Küste Richtung Süden zu segeln – ohne Motor – und im optimistischen Fall bis Soline zu kommen, auch wenn’s dunkel wird. Zuerst ging es entspannt mit ca 10kn NordWest Wind, zum Teil im Butterfly.
Ein kleines Stück begleitete uns ein Delphin, der immer wieder hoch aus dem Wasser sprang und sich seitlich wieder reinplatschen ließ – die pure Lebensfreude!
GegenSpätnachmittag/Abend drehte der Wind auf NordOst (Bura Richtung) und frischte immer mehr auf, so dass wir (auch Aufgrund der unsicheren Vorhersage) ins 2.Reff gingen. Es gab dann zum Teil auch ordentliche Böen, machte aber großen Spaß, da wir gut getrimmt waren. Vorallem die Tasache, dass mit dem neuen Segel (mit den Rutgerson Slidern) jetzt Reffen ohne Motor möglich ist, entspannt uns sehr und ist ein grosser Sicherheitsgewinn. Das alte Groß ließ sich nur am Mast bewegen (egal ob rauf oder runter) wenn der Bug vollkommen gerade in den Wind stand, das heisst es war immer der Motor nötig – diese Zeiten sind jetzt glücklicherweise vorbei und auch der Segeltrim für plötzlich stärkeren Wind lässt sich jetzt problemlos „seglerisch“ lösen.
Als die Sonne kurz vor Rovinj im Meer versank, schlief auch der Wind kurz ein. Wieder mit vollen Segeln wir überdachten unseren Plan und wären fast nach Rovinj in die Ankerbucht, entschieden uns dann aber aufgrund der wunderschönen Nacht, weiterzufahren und freuten uns im Nachhinein über unsere Entscheidung, als der Wind wieder stärker wurde.
Auf Höhe Brijuni kamen uns wie an einer Perlenkette mehrere Fischtrawler entgegen, das war im Dunkeln fast bedrohlich. Durch das Naturschutzgebiet waren wir mit unserer kleinen Namaste ganz schön in der Zange. Dank des wieder auffrischenden Windes machten wir aber gut Fahrt und konten die Lücken für uns finden, ohne auf ein Ausweichmanöver der Trawler oder unseren Motor hoffen zu müssen.
Einmal mehr waren wir froh über unser AIS, das es enorm vereinfacht die evtl. Kollisionskurse rechtzeitig vorherzusehen (besonders Nachts ist das eine enorme Erleichterung), und das aktive Senden der Position gibt auch ein etwas besseres Gefühl was die Chancen betrifft umgekehrt auch gesehen zu werden.
Nach dem kurzen Stress waren wir weiter unter Segel unterwegs, der Wind wurde weniger böig und wir waren jetzt ganz allein da draußen, der fast volle Mond spiegelte sich im Meer, einfach ein Traum. Eine halbe Stunde vor der Bojenbucht schlief der Wind dann ein und wir beschlossen, die Segel runterzuholen und die restliche 1/2h unter Motor weiterzufahren. In Soline mussten wir erst im Dunkeln eine freie Boje mit Suchscheinwerfer finden, was aber problemlos ging und auch das Fangen im Dunkeln klappte auf Anhieb.
Kurz darauf saßen wir glücklich bei unserem verspäteten „Sundowner“, Essen hatte es ja schon unterwegs aus der Bordküche gegeben.
Was für ein Tag! 12 Stunden auf dem Wasser und davon nur ca. 40min unter Motor, wir haben eine Strecke von ca. 45sm zurückgelegt und hatten Alles dabei. Manchmal ist es zum Heulen schön hier 🙂
11.06. Banjole – Črvar
Trotz des gestrigen langen Tages hielt uns um 7h nichts mehr im Bett, Ernestines tägliche Morgen-Schwimm-Runde um’s Boot stand auf dem Plan. Doch bevor’s ins Wasser ging, kam schon der schwimmende Händler der Ankerbucht auf uns zu.
Der Mann ist ein Original, wir vermissen ihn jedes Mal, wenn er nicht da ist. Er hat einen kompletten kleinen Lebensmittel-Laden auf seinem kleinen Boot eingerichtet und man bekommt sogar von ihm selbstgebackenen Obstkuchen, der richtig gut schmeckt – dieses mal gabs Aprikosen drauf. Er kann sehr gut deutsch und nimmt sich immer Zeit für ein nettes Gespräch.
Nach 2std Baden, Frühstücken, Aufräumen und Vorbereiten zum Segeln gings wieder los, leider war dies hier schon wieder unser südlichster Punkt. Bis Novigrad möchten wir es heute schaffen.
Der Wind hatte leichten Bura-Charakter, Nord Ost, sehr böig, zwischen 15 und 18kn in der Bucht als wir Leinen-Los machten. Um erstmal entspannt in den Tag zu starten, haben wir mit dem 1. Reff begonnen … schauen, wie’s dann draussen wirklich ist und nicht direkt vollgas starten …
Nach ca. 1/2 Stunde dann Drehung der Windrichtung auf West Nord West, dazu weit konstanter.
Mit vollen Segeln und bei traumhaftem Wetter und richtig schönem Segel-Wind kreuzen wir die Westküste Istriens wieder nach Norden.
Delphine, die uns fast schon jeden Tag begrüßen und treue Weggefährten geworden sind, sehen wir heute nicht – dürfen natürlich auch mal ihren freien Tag haben, die lieben.
Bei der Durchfahrt vor Rovinj zwischen Festland und Leuchtturm drehte der Wind wieder etwas und wir hatten viel Verkehr und starken auflandigen Schwell – wir hätten weiter raus auf’s Meer segeln sollen – nachher ist man klüger …
Peter startete sicherheitshalber den Motor um nicht in ein Putt aus Wegerecht (wir hatten Wind von Backbord), segelbaren Kursen, Schwell und Land zu gelangen – mit der Dieselfock gings dann auch erstmal weiter: Motorsegeln.
Der Wind wurde generell weniger, deshalb beschlossen wir, zum Ankern unsere Silvesterbucht südlich von Novigrad anzusteuern und nicht mehr bis Novigrad selbst zu motoren.
Dann spielte die Windrichtung verrückt – random aus 360 Grad – also Segel bergen und nur noch mit Maschine …
Ein paar kurze „10kn Momente“ haben uns dann jeweils noch 2-3 mal zum Segelhissen motiviert, nur um sie doch gleich wieder runterzunehmen, als dann wieder 3kn Wind aus beliebigen Richtungen wehte. Am Abend kam dann für ca. 1h doch noch segelbarer Wind und wir konnten nochmal die Stille der Nacht unter Segeln geniessen. Es war schon spät, als wir am Ankerplatz ankamen, wieder ein 12-Std-Tag, bis auf den Teil rund um Rovinj wieder fast nur unter Segeln.
In der Bucht war nicht viel los, der Rocna machte uns das Ankern (wie fast immer) leicht und wir hatten einen weiteren wunderschönen und stillen Abend im Mondschein.
12.06. Črvar – Umag
Heute nahmen wir uns Zeit am Morgen, ist ja nur noch eine kurze Strecke nach Hause bis Umag.
Diesmal war die Vorhersage sehr zuverlässig, nach einem fast windstillen Morgen frischte der Wind gegen späten Vormittag auf, bei 12kn Nord Ost holten wir um 11:00 den Anker auf und segelten los Richtung Norden.
Der Wind wurde dann am Nachmittag, wie schon in der Vorhersage, immer weniger und wir damit langsamer …
Wir sind seit Beginn des Wochenend-Trips mit unseren Freunden aus der Marina, Jörg und Uli, in Kontakt, weil wir uns gerne noch treffen möchten, bevor wir wieder nach Deutschland fahren. Als wir auf Höhe Lovrečica waren, sahen wir zufällig ihr Boot in ihrer Lieblingsbucht vor Anker, drehten ab, segelten bis fast in die Bucht und machten kurz längsseits fest. War schön, sie dort zu treffen und auch, Ihre Bucht einmal kennenzulernen. Nach einer Stunde Pause und einem kurzen Sprung ins Wasser gings für uns weiter Richtung Umag, die Segel packten wir nicht mehr aus, wir versorgten während der Motorfahrt schon das Boot so gut es ging, damit es am Abend nicht so spät wird. Der Wecker klinget schon um 6 Uhr, da wir Mittag Zuhause sein müssen.
Nach dem Anlegen in der Marina also das Auto packen, dann noch einen Besuch im Marina Restaurant, und ab in die Koje …
13.06. wieder nach Hause
Morgens die letzten Sachen verstaut, das Schiff klargemacht für die Abreise und dann noch der obligatorische letzte Blick zurück, bevor wir den Steg verlassen und ins Auto steigen. Auch wenn es nur kurz war – es hat sich mehr als gelohnt!
Wir freuen uns schon auf’s nächste Mal.
Törndaten
99 sm Gesamt
Crew: Peter, Ernestine